Ein wunderbarer Saisonabschluss
Es ist immer schön, wenn man irgendwo ankommt und in freundliche Gesichter blickt.
Genau das hat uns am Workingtest DreiLänderEck erwartet. Man ist willkommen und spürt, dass das Orga-Team den WT nicht zum ersten Mal organisiert hat. Mit einem gefühlten "Lass es Dir gut gehen und melde Dich, wenn Du fragen hast." konnten die Teilnehmer nach einer unkomplizierten Anmeldung zu den Aufgaben starten. Gearbeitet wurde an drei Stationen mit jeweils zwei Aufgaben.
Erst Aufgabe bei Ursula Friedrich (PL):
In einem unwegsamen Waldstück mit dichtem Bodenbewuchs fiel in ca. 15-25 Meter Entfernung eine Markierung. Die Fallstelle war außer Sicht des Hundeführers. Da Bonnie in der Regel gut markiert, hatte ich keine Bedenken, dass sie das schafft. Gesagt getan. Schnuller drin!
Als nächstes musste der Hund in der Verlängerung der soeben gearbeiteten Fallstelle ein Blind holen. Knifflig war an dieser Stelle im Nachhinein, dass man zwar sehr gut wusste, wo das Dummy liegen wird, aber der Weg dorthin war nicht durchgehend ersichtlich. Also habe ich Bonnie geschickt, an der alten Fallstelle kurz gepusht und...... Hund war außer Sicht. Als ich dachte, dass jetzt der Suchenpfiff nützlich wäre, um nicht ganz tatenlos an der Aufgabe teilzunehmen, kam Bonnie aber schon mit dem Dummy um die Ecke. Uffz, das wäre geschafft.
Mit noch weichen Knien - Prüfungsdruck scheint immer noch nicht meine Stärke zu sein - ging es dann ein paar Schritte mit Ursula zur nächsten Aufgabe.
Eine einfache Markierung fällt in ca. 30 Meter Entfernung. Blick von oben herab auf eine gut sichtige Fallstelle. Der Hund muss über Stock und Stein einen Hang hinunter, einen Weg überqueren und auf der anderen Seite am Wegesrand das Dummy picken. Entgegen meiner Einschätzung war das für Bonnie aber gar nicht so einfach. Denn als sie unten am Hang auf den zu überquerenden Weg traf, war das Dummy nicht mehr in Laufrichtung, so dass sie den Weg überquerte, aber dann sofort im Wald verschwand. Das "Prinzip Hoffnung" hat mich eingeholt und etwas abgelenkt, bis ich endlich Luft hatte, um mein Werkzeug zu benutzen: Komm-Pfiff, Stopp, Suchenpfiff. Hund pickt. Schnuller drin.
Ab diesem Moment war für mich klar. Wenn es heute scheitert, dann liegt es an mir (an wem sonst?)
Zweite Aufgabe bei Jörg Mente:
Mitten in einem Waldhang soll der Hund zwei Blinds holen. Wieder eine recht kurze Distanz.
Jörg hat die Aufgabe sehr klar und verständlich beschrieben: "Schicke den Hund dort hin, wo das Fähnchen im Wind weht (Stichwort: Wind). Rechts davon liegt die Krone eines gefallenen Baumes. Da drin ist ein Blind versteckt. Das Fähnchen ist der hinterste Bereich. Wenn der Hund dahinter ist, dann ist er zu weit."
Eigentlich nicht schwer zu verstehen. Aber im Eifer des Gefechts leider nicht ganz so einfach umzusetzen.
Bonnie läuft los, dann Stopp-Pfiff am Fähnchen. Das war fast eine Punktlandung. Sie hat minimal hinter dem Fähnchen gestoppt. Also Hand rechts raus und Suchenpfiff. Das versteht Bonnie, dreht nach rechts und sucht. Ich dachte, dass sie sich beim Suchen in meine Richtung bewegen wird. Aber das ist leider nicht passiert. Denn, wenn Jörg sagt, das Fähnchen ist die Begrenzung, dann hat er das nicht ohne Grund gesagt! Denn Bonnie ist nach hinten weggedriftet. Also Komm-Pfiff, nochmal stoppen und dann an richtiger Stelle den Suchenpfiff. Bonnie sucht, kraxelt in die Baumkrone und holt das Dummy.
Das zweite Blind sollte dann gleich im Anschluss nochmal aus demselben Bereich geholt werden. Auch das haben wir gut hinbekommen.
Die zweite Aufgabe bei Jörg war zunächst eine Markierung, die in ca. 40-50 Meter Entfernung hinter einen liegenden Baumstamm fällt. Die Fallstelle war außer Sicht. Bonnie markiert und pickt. Schnuller drin.
Danach sollte der Hund nochmal auf die soeben gefallene Stelle geschickt werden. Aber diesmal bitte kurz vorher stoppen! Dann liegt da rechts vom Hund im Bewuchs ein Blind.
Bonnie geschickt, gestoppt, Suchenpfiff rechts. Hat sie sehr schön angenommen und ist mit wenig Tempo in die Suche. Nahezu perfekt. Aber sie war dann leider etwas zu tief. Also musste ich sie ein, zwei Meter näher holen. Dann wieder Suchenpfiff. Bonnie sucht und findet das Dummy. Tschakka!
Auf zur letzten Aufgabe bei Barbara Reppermund
Immer zwei Gespanne gleichzeitig. Arbeiten auf einer Wiese.
Teil 1: Die beiden Gespanne stehen mit etwas Abstand zueinander und blicken in nahezu entgegengesetzte Richtungen. Zunächst fallen zwei Schüsse. Ein beschossenes Blind am Wiesenrand für Gespann 1 und eine Markierung, die hinter einem Bachlauf und einem Waldweg fällt, für Gespann 2.
Zuerst arbeitet Hund 1 das Blind und erst dann darf Hund 2 die Markierung holen. Wer sich hier ablenken lässt, kann schnell die Markierung aus dem Blick verlieren.
Danach wurden die Positionen getauscht und die Aufgabe wiederholt. Das hat Bonnie beides ganz gut hinbekommen und ich hatte das Gefühl, dass sie nach den 4 Aufgaben im Wald jetzt die Arbeit auf der Wiese richtig genoss. Das ist der Moment, an dem die Spannung schnell abfallen kann und die dümmsten Fehler passieren. Jetzt bloß nichts falsch machen!
Teil 2 der Aufgabe bei Barbara: ein 2-er Walk-up.
Vor uns mittig auf der Wiese stand ein Schütze. Es wurden nacheinander 4 Markierungen gearbeitet. Der Schuss fiel jedes Mal entweder nach links oder nach rechts in Richtung der dort am Waldrand stehenden Helfer. Der jeweils beschossene Helfer hat dann das Dummy entweder direkt zwischen Schütze und Helfer auf die Weise geworfen oder aber über den Kopf des Schützen hinweg zwischen den Schützen und dem gegenüberliegenden Helfer.
Klingt kompliziert? Ist es auch! Zumindest, wenn man sich darüber den Kopf zerbricht, während man im Walk-up steht.
Auf Zuruf der Startnummer, durfte dann jeder Hund jeweils eine der beiden Varianten arbeiten. Auch das hat Bonnie sehr gut gemeistert und wir waren happy, dass wir ohne Patzer des Hundeführers alle Aufgaben lösen konnten.
Mein Fazit:
Zunächst erscheinen die Distanzen für F-Niveau durchweg recht kurz. Aber der Anspruch der Aufgaben war meiner Meinung nach absolut angemessen und brachte doch einige unerwartete Herausforderungen mit sich.
Beispiele hierfür:
- Ein Hund, der nicht korrekt stoppt, hätte bei Jörg im Wald Schwierigkeiten gehabt und keine Chance mehr, das Dummy zu finden.
- Ein Hund, der sich beim Markieren überwiegend am Schützen orientiert, könnte bei dem Walk-up Probleme bekommen, weil das Dummy nicht an der erwarteten Stelle landet.
- Ein Hund, der schneller rennt, als ihn die Beine tragen, kann bei Ursula leicht über die Fallstelle der Markierung hinausrennen und außer Sicht sein. Keine Chance mehr für den Hundeführer ohne massiven Punktabzug, das zu beenden.
Mein Dank geht ausdrücklich an das Orga-Team und die Helfer.
Ich bin kein "alter Hase", habe aber schon einige WTs (mit)erlebt. Der WT DreiLänderEck war wirklich ein gutes Beispiel für einen reibungslosen Ablauf. Die Wartezeiten waren genau richtig, damit sich der Hund mal lösen konnte, aber nicht so lange, dass man bei jeder Aufgabe das Gefühl hatte, man fängt einen neuen Tag an. Die Stimmung war gut und ließ keine Zweifel dran, dass ich nicht der einzige Teilnehmer war, der einen schönen Tag verbracht hatte.
Ein weiterer Dank geht an die Richter für die gestellten Aufgaben, welche erst auf den zweiten Blick ihre Herausforderung offenbarten. Genau so muss das sein! Nicht immer schneller, weiter, härter. Sondern auch mal andere Seiten der Retrieverarbeit beleuchten und den Teilnehmern die Gelegenheit geben, mit neuen Trainingsansätzen nach Hause zu fahren.
Das kam Bonnie und mir diesmal sehr entgegen, wir konnten unsre Stärken ausspielen und sind mit vorzüglichen 111 Punkten auf dem Treppchen gelandet.
Ein wunderbarer Saisonabschluss! Danke Bonnie!!
(Frederik Fuchs mit Silva Nigra Labrador Bona Dea)
Siegerfoto Anfängerklasse (Foto: Heike Pfefferle)
Siegerfoto Fortgeschrittenenklasse (Foto: Heike Pfefferle)