Workingtest im Schussental – Veteranen und Fortgeschrittene
Egal, wie viele Jahre ich nun schon auf Workingtests fahre, jedes Mal, wenn ich vor
5 Uhr morgens aufstehe, frag ich mich, wozu ich mir das eigentlich antue…
Aber dann isses doch schön! In diesem Fall: mega genial schön!
Am Samstagmorgen beginnt der von der LG Südwest (tausend Dank an Katrin Wiedmann, Sibylle Würstle und Gabi Spieß) organisierte WT in abwechslungsreichem Gelände mit Wiesen, Hügeln, Wald und einem kleinen Teich rund um einen Bauernhof mit der Anfängerklasse. Der Ablauf wird die zwei Tage grundlegend gleichbleiben: Station 1 und 2 (Richterin Monika Schoenbach) werden vom jeweiligen Starter direkt hintereinander gearbeitet und beinhalten das Gelände „Wiese und Wasser“. Dann erfolgt ein längerer Fußmarsch zu Station 3 und 4 (Richterin Barbara Reppermund), die ebenfalls hintereinander gearbeitet werden und sich in „Wiese/Altgras und Wald“ abspielen. Wenn alle Starter bei beiden Stationen fertig sind, wird Station 5 von beiden Richterinnen als Suche/Treiben im Wald gestaltet.
Ich helfe am Vormittag bei Monika Schoenbach und kann sehr schön die verschiedenen Temperamente der Hunde und Lösungsstrategien der Hundeführer beobachten, was mir jedes Mal sehr viel Freude bereitet. Ich kann jedem, der dazu lernen möchte, nur wärmstens empfehlen, bei Workingtests zu helfen!
Am Samstagnachmittag starte ich mit meiner Choice (10,5 Jahre alt) in der Veteranenklasse. Es sind Aufgaben auf F Niveau, aber mit deutlich geringeren Distanzen. Meine Choice strahlt die ganze Zeit! In der Wartezone, beim Weg zwischen den Aufgaben, bei den Retrieves – sie ist selig, mal wieder dran zu sein! Beim Gespräch mit den anderen Startern zeigt sich das gleiche Bild und wir sind uns einig: bitte mehr Veteranenklassen, die süßen Oldies freuen sich mega darüber. Am Ende erreichen Choice und ich den 4. Platz mit 90 von 100 Punkten! Obwohl wir bei der Wasseraufgabe viele Punkte verloren hatten, denn – schon auf der Zielgeraden zu 20 Punkten – bekommt sie Wasser in das Ohr, was vor kurzem noch ein Blutohr war und immer noch sehr empfindlich ist. Was dazu führt, dass sie sich schüttelt… Auch andere Veteranen haben an der ein oder anderen Stelle gesundheitsbedingte Schwierigkeiten, aber natürlich nimmt ihnen das niemand übel!
Am Sonntag starte ich vormittags mit meiner Mari in der Fortgeschrittenenklasse. Es ist ihr erster F-Start und ich möchte einfach, dass sie hier Erfahrung sammelt. Wir beginnen bei Station 3 und 4, also bei Barbara. Gleich als erstes eine Aufgabe mit engem Winkel, ihre Schwierigkeit. Ich muss viel pfeifen und helfe ihr damit erstmal gar nicht, weil ich sie aus Sorge, sie könnte aufs falsche Dummy laufen, viel zu weit aus dem Wind rausführe. Erst nach einem erneuten Stopp und ein paar Sekunden Pause, in denen ich mich besinne, bringe ich sie ins richtige Gebiet, damit in den Wind und sie findet schnell. Das zweite Dummy von Station 3 findet sie zügig und auch Aufgabe 4 läuft richtig gut. Bei Monis Station 1 angekommen, sehe ich viele Teams kämpfen und habe schon ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil die Distanzen zu Mark und Blind (für Maris Leistungsstand) weit sind und falls ich sie dort handeln muss, wird das schwierig, aber meine Mari Maus läuft auf beide Dummies eine kerzengerade Linie und pickt sofort, als wäre das absolut selbstverständlich! Sie bekommt tatsächlich die einzigen 20 Punkte aller F-Teams bei dieser Aufgabe. Station 2 – Blind über Wasser und Mark im Wasser – braucht wieder Handling von mir, Mari findet den Winkel eng, Wasser-Platsch zieht sie doch noch sehr… Bei Station 5 – die Suche – starten in der F zwei Hunde gleichzeitig und sie macht das wirklich ordentlich, obwohl noch sehr selten geübt. Durch Gespräche mit anderen erfahre ich, dass viele Teams irgendwo eine Null haben und es vermutlich weniger als zehn überhaupt geschafft haben. Bei der Siegerehrung erfahren wir dann – es haben sogar nur 5 Teams bestanden! Es wird der 5. Platz genannt, dann der 4., der 3. – und ich überlege, wo zum Henker wir eine Null haben????, denn alles andere kann ja nicht sein, oder?? Der 2. Platz…. Und dann höre ich doch tatsächlich: Gewonnen hat Gullgolden Goldmarie – meine kleine Mari!! Mit einem „Sehr gut“ und 84 von 100 Punkten. Unglaublich, ich bin völlig hin und weg!
Fast wie betrunken bringe ich meine kleine Siegerin ins Auto, versorge sie und trete wieder an, um nachmittags bei der Offenen Klasse zu helfen. Dort bekomme ich die ehrenwerte Aufgabe, bei Station 2 (Wasser bei Moni) das Blind auf eine kleine Insel zu werfen. Das ist für alle Hunde eine knackige Herausforderung und ich fiebere mit jedem Starter mit, hoffe bei jedem Kommando, dass es den Hund auf die richtige Seite der Insel und somit in den Wind bringt und freue mich, wenn es dann endlich gepickt wurde. Nachdem alle Teams fertig sind, werde ich für Aufgabe fünf nicht mehr als Helfer gebraucht und mache mich daher auf den Heimweg. Müde, aber glücklich kommen wir am Abend zuhause an und ich kann rückblickend sagen: Ja, es hat sich sowas von gelohnt, am Samstagmorgen vor 5.00 Uhr aufzustehen!
(Veronika Buckel)
Siegerin Klasse F und Viertplatzierte Klasse V
Foto: Veronika Buckel